Veröffentlicht am

Gedanken zum Sonntag

Manchmal frage ich mich, ob die Obergrenzen-Schreihälse das eigentlich tatsächlich so meinen, oder ob ihnen eh klar ist, dass sich das einfach nur aus populistischer Perspektive gut macht. Ich meine, mal angenommen, jemand käme auf diese total absurde Idee die Verfassung ändern zu wollen um in der Geflüchteten-Thematik eine Obergrenze einzuführen. Was würde geschehen? Menschen, die fliehen um ihr Leben zu retten hören ja nicht einfach damit auf, nur weil hier in D ein Sachbearbeiter sagt „oh sorry, gestern wurde leider die Obergrenze erreicht, kommt doch einfach nächste Woche wieder, wenn wir Plätze frei haben, weil wir ein paar Leute noch bis Freitag abschieben“. Also wenn es eine Obergrenze gäbe, meiner Einschätzung nach, würden weiterhin Geflüchtete einreisen – nur, dass sie eben wohl keine Möglichkeit mehr hätten hier legal zu leben. Es würde massenhaft obdachlose Geflüchtete geben, die vermutlich in großen Camps „illegal“ leben müssten und kaum Möglichkeiten haben sich zu versorgen – es würde Menschen und zivilgesellschaftliches Engagement geben, das versucht die Zustände dort zu verbessern und den Menschen zu helfen. Auf der anderen Seite würde „unsere“ Pedigioten und der ganze eklige rassistisch-besorgte Haufen sich nicht nur bestätigt fühlen, sondern vor allem vermutlich noch heranwachsen und sich radikalisieren – vielleicht auch hinsichtlich ihrer Gewaltbereitschaft. DAS wären chaotische Zustände, die ich mir nicht weiter ausmalen möchte. Und ja auch jetzt schon gibt es ähnlich chaotische Zustände. Die bestehen aber weniger darin, dass „zu viele“ Menschen da sind, als darin, dass diesen Menschen viele Möglichkeiten verwehrt bleiben in dieser Gesellschaft ihren Platz zu finden und sich eine Existenz und eine Zukunft aufzubauen. Lasst diese davon betroffenen Menschen arbeiten, lasst sie zur Schule und an die Unis, lasst sie in die Sprachkurse, lasst sie ihre Führerscheine machen und schafft diese dämlichen Einschränkungen hinsichtlich der Arbeitserlaubnis ab, lasst die Menschen sich Wohnungen und den Ort wo sie leben möchten selber aussuchen – Menschen in einer künstlichen Unmündigkeit zu halten und sich dann darüber zu beschweren, dass „die sich nur von uns betüdeln lassen (wollen)“ ist doch absurd. Wie mich das aufregt.
P.S. Und an alle Statistik-Fans: Wenn man sich einmal ansieht, wieviele Asylanträge im letzten Jahr nun eigentlich gestellt wurden, und dagegen die Zahl der vermeintlich eingereisten hält, wird man erschreckend wenig Übereinstimmung finden. Nur weil Menschen an der Deutschen Grenze zahlentechnisch so pi mal Daumen erfasst werden, bedeutet das nicht, dass all diese Menschen unbedingt Bock haben sich in Deutschland niederzulassen. Das Phantom der zig-Millionen Asylsuchenden in D. bleibt momentan vor allem eines: ein medialer Mythos.