Tipps, Tricks und Wichtiges zum Thema Flyern

Allein, zu Zweit oder als Gruppe!

Worum geht’s bei der Aktion…

Das  Flyern wird von Aktivist*innen oft als Einstiegsaktion genutzt, denn es ist relativ unkompliziert zu organisieren und dennoch effektiv. Egal ob mensch 5 Minuten oder 5 Stunden Zeit hat, allein oder in der Gruppe unterwegs ist, flyern geht immer. Dennoch gibt’s auch rund um das Thema Flyern Dinge, auf die ihr achten, Fehler die ihr vermeiden und Strategien, die ihr nutzen sollte.
Beim Flyern lässt es sich eigentlich kaum verhindern, dass ein näher interessierter Mensch sich zum Thema erkundigt oder diskutieren möchte. Ihr solltet also auch gut diskutieren können wenn ihr Flyer verteilt. Dazu lest ihr euch am besten die Denkanstöße zum Thema Diskutieren durch.

Was ihr dafür alles braucht:

  • Flyer, die an alle Passant*innen verteilt werden (je nachdem wie lange ihr flyern wollt entsprechend viele)
  • Ausführliche Flyer, Hefte, Broschüren für Passant*innen, die besonders großes Interesse zeigen (hier auch ein paar Infos zu anderen Themen mitnehmen, falls diese mal nachgefragt werden.)
  • Fachwissen zum Thema (ihr solltet zumindest wissen, was in den Flyern dr*innen steht, die ihr verteilt, nicht dass ihr mit den Passanten komplett am Thema vorbei redet. Also die Flyer vorher lesen!) Für Gespräche mit Passant*innen gilt natürlich, je genauer ihr informiert seid, desto besser verlaufen diese Gespräche.
  • Je nach Menge der Flyer einen Rucksack zum Verstauen (hier könnt ihr, falls ihr länger flyert auch euer Essen und Trinken unterbringen)
  • Ein Ausweisdokument (ihr seid dazu verpflichtet, euch der Polizei gegenüber immer und überall ausweisen zu können)
  • Kleidung nach Wetter und dem Flyern angepasst

Wie komme ich an Flyer/Infomaterial?

Flyer zu jedem Thema könnt ihr euch bei größeren Vereinen bestellen, oder downloaden und selber ausdrucken bzw. drucken lassen.

Flyer von Vereinen und Organisationen

Flyer von anderen Vereinen und Organisationen haben den Vorteil, dass sie euch erstens im Normalfall nichts kosten, und zweitens ihr euch nicht um die Impressumpflicht kümmern müsst. Dafür sind dann die Vereine zuständig, und das Impressum ist bei denen eh in Ordnung. Am besten sucht ihr im Internet nach Tierrechtsgruppen, die Flyer anbieten. Manche Tierrechtsgruppe bieten ihre Flyer  kostenlos an. Bei anderen Organisationen steht auf der Website, dass die Flyer was kosten. Zwar meist nicht viel, aber immerhin. Wenn ihr lieb hinschreibt, und freundlich fragt, werden aber auch diese Orgas euch in der Regel ihre Flyer kostenlos zur Verfügung stellen. Schreibt eine Mail an die angegebene Kontaktadresse und bittet darum, euch so und so viele Flyer XY an eure Adresse XY zuzusenden, da ihr sie gerne verwenden würdet, um sie zu verteilen. Das Schreiben muss keine besondere Form haben.
Es könnte in etwa so aussehen:

Hallo liebes XY Team,
wir sind 4 Aktivist*innen, die in der *innenstadt von XY gerne ein paar Flyer Ihres Vereins verteilen würden. Es wäre schön, wenn Sie uns 500 Stück der Flyer „Du bist, was du isst“ und 50 Stück des Infoheftes „Vegetarisch für Anfänger“ zusenden würden.
Da die finanzielle Situation unserer Gruppe sehr beschränkt ist, und wir keine Spendeneinnahmen oder dergl. haben, würden es uns enorm helfen, wenn Sie uns Ihrer Flyer kostenlos zur Verfügung stellen könnten. Falls Ihnen dies nicht möglich sein sollte, senden Sie uns die Infomaterialien bitte nicht zu.
Mit freundlichen Grüßen
MusteraktivistIn
Musterstraße 11
12345 Musterstadt

Eigene Flyer

Selbstverständlich könnt ihr Flyer auch selbst designen. Dabei solltet ihr Folgendes beachten:

  • Faktentreue, denn mit gelogenen Fakten macht ihr euch unglaubwürdig und teilweise sogar strafbar
  • Bei Bildern keine Urheberrechte verletzen.  Fragt einfach, ob ihr das Bildmaterial für Infomaterial benutzen dürft. Meist erhaltet ihr dann die Erlaubnis, sie zu verwenden.
  • Impressumspflicht nicht verletzten! Auf jedem Flyer muss eine verantwortliche Person im Impressum genannt werden. Das kann entweder eine „natürliche“ Person, also ein Mensch, sein. Oder eine sogenannte „juristische Person“, wie z.B. ein eingetragener Verein, ein Gewerbebetrieb, eine Kirchengemeinde, eine Stiftung u. ä.  Die im Impressum genannte Person ist für den Inhalt des Flugblattes in vollem Umfang verantwortlich.
  • Formuliert eure Flyer so, dass ihr niemanden persönlich  beleidigt oder  verunglimpft. Behauptet keine Unwahrheiten, stützt euch auf beweisbare Fakten!  Schreibt z.B. nicht „ Kauft nicht im Pelzgeschäft XX, denn der Inhaber ist ein Tiermörder“, sondern formuliert es allgemeiner: „die Herstellung von Pelz verursacht unsägliches Tierleid und unvorstellbare Tierquälerei. Schauen Sie sich im Internet die entsprechenden Videos (evtl. Link angeben ) an und überlegen Sie, ob Sie solche Produkte wirklich kaufen wollen.“
  • Natürlich sollte der Flyer schön anzusehen und gut zu lesen sein. Also lasst euch etwas Zeit, den richtigen Text und ein ansprechendes Layout zu finden.

Da die Impressumspflicht (in Deutschland) vorschreibt, dass auf allen Flugblättern eine (natürliche oder juristische) Person mit Namen und Anschrift genannt werden muss, sollte sich jeder und jede genau überlegen, ob er/sie den eigenen Namen auf das Flugblatt schreiben will. Wir raten daher dringend dazu, bei Vereinen anzufragen, ob ihr im Impressum den Verein als Verantwortlichen angeben dürft. Falls jemand  sich von eurem Flyer beleidigt oder verunglimpft fühlt, und  dagegen vorgehen will, -ob mit  rechtlichen oder mit weniger legalen Mitteln-  ist ein Verein wesentlich unangreifbarer als eine Einzelperson.
Bei geringen Auflagen kann es günstig sein, die Flugblätter im Copyshop zu vervielfältigen. Bedenkt aber, dass ihr im Internet Flyer günstig drucken lassen könnt. Bei einer Auflage von 1.000 Stück bleibt ihr locker unter 20€. Es gibt viele gute Onlinedruckereien. Ihr werdet erstaunt sein wie billig Flyer gedruckt werden können. Kontrolliert einfach immer, was für euch am günstigsten ist.

Anmeldung

Wenn sich mehr als 2 Aktivist*innen zum Flyern  auf öffentlichem Gelände, z.B. der Fußgängerzone, treffen, muss das Flyern als „Versammlung unter freiem Himmel“ beim Ordnungsamt angemeldet werden. Dies muss bis 48 Stunden vorher per Brief oder Fax beim Ordnungsamt geschehen. In Bayern müsst ihr das sogar 72 Stunden vorher anmelden.
Eine Anleitung für Anmeldungen findet ihr hier.

ACHTUNG: Privatgelände!

Etwas  anders verhält es sich bei Privatgelände, d.h. Privatgrundstücke, Kaufhäuser, Bahnstationen, Kino, Supermarktparkplatz usw. Hier muss zuvor das Einverständnis des Besitzers/der Besitzerin eingeholt werden, z.B. von der Kaufhausleitung, dem Verkehrsbetrieb usw. Schließlich darf mensch ja auch nicht ohne zu fragen einfach auf Nachbars Grundstück flyern gehen. In diesem Fall solltet ihr einen freundlichen Brief an den jeweils zuständigen Menschen oder die Verwaltung schreiben, mit einer kleinen Erklärung, wer ihr seid, und was ihr machen wollt und natürlich euren aktuellen Kontaktdaten. Bevor ihr euch auf den Weg macht, solltet ihr euch unbedingt so eine  schriftliche Bestätigung besorgt haben, die ihr vorzeigt, wenn das Sicherheitspersonal euch danach fragt.

Zielgruppen- und Anlassorientiertes Flyern

Zielgruppenorientiertes Flyern kann sich bei manchen Themen anbieten. In diesem Fall könntet ihr euer gesamtes Auftreten dem Anlass anpassen: Flyert ihr gegen Zirkus? Verkleidet euch als Clown. Flyer ihr gegen Pelz? Wie wäre es mit einem Hasenkostüm? Flyert ihr in einer noblen Einkaufstraße? Zieht euch schick an, etwa Kostüm, Hemd usw. und die Leute werden euch für seriöse Verkäufer*innen halten und euch die Flyer aus den Händen reißen ;)
Solche Aufmachungen und Kostüme ziehen die Aufmerksamkeit auf euch und vermitteln den Menschen das Gefühl: „Hey, da ist was los, das geh ich mir mal anschauen“. Es wirkt zudem oft professioneller als einE vor Kälte bibberndeR, in 5 Schals eingepackteR, AktivistIn mit Skimütze. Je nach Jahreszeit, feierlichem Anlass usw. könnt ihr euch überlegen, ob so eine Kostümierung sinnvoll wäre. Hier sind ein paar weitere Anregungen

  • Als Weihnachtsmann flyern gegen Fleisch
  • Als Osterhase flyern gegen Eier/Legehennenhaltung
  • Als Hexe an Halloween flyern gegen  Pelz
  • Als PolizistIn „Pelz verboten“
  • Als Metzger „So grausam ist Fleisch“
  • Als  Arzt/Tierversuchsdoktor „Gegen Tierversuche“

Seid kreativ und überlegt euch, was zu eurer Thematik passt. Egal welches Kostüm, ein Hingucker ist es allemal! Kostüme müssen nicht teuer gekauft werden, sondern lassen sich oft leichter als gedacht aus einfachen Kleidungsstücken und Accessoires zusammenstellen. Ihr könnt euch auch Umhängeschilder basteln, die ihr dann mit Bildern oder Appellen zum Thema füllt.

Wo ist Flyern angebracht

Das Verteilen von Flugblättern/Infozetteln ist, wie schon erwähnt, prinzipiell immer und überall, zu bestimmten Anlässen, oder einfach so, möglich. Vorausgesetzt mensch beachtet die Anmeldepflicht bei mehr als 2 beteiligten Aktivist*innen! Wenn du einer Nerzmutti im Bus einen Flyer in die Hand drückst, ist das genau so eine Flyeraktion, als wenn ihr mit 20 Leuten die *innenstadt belagert. Egal wie viele Flyer du/ihr verteilt, und wie viel Zeit investiert wird, jeder Flyer, der verteilt wurde, hat sich gelohnt.

Praktische Tipps für’s Flyern

Eigentlich sollte mensch meinen, dass es nicht  kompliziert sei, einfach Leuten Zettel in die Hand zu drücken. Und doch kann mensch eine Menge Fehler machen. Dabei gelten eigentlich ähnliche Regeln, wie z.B. beim Referate Halten in der Schule, oder beim Präsentieren im Allgemeinen. Deshalb, macht es wie der Staubsaugervetreter: Ihr möchtet eine Botschaft vermitteln, also tut was dafür!

Die Positionierung

Schaut euch den Ort, an dem ihr flyern möchtet, genau an und positioniert euch an taktisch geschickten Stellen: Sodass ihr beim Dialog nicht zu eng beieinander steht, den Bürgersteig nicht blockiert, jede/e PassantIn aber leicht einen Flyer annehmen kann usw.

Die Taktik

Jeder Mensch hat sicher seine eigene Taktik, wie der Flyer am besten an den Menschen zu bringen ist. Für den einen zählt Augenkontakt, für andere das Überaschungsmoment.
Meiner Erfahrung nach hat sich folgende Methode bewährt:

  • Wenn die Zielperson, die den Flyer nehmen soll, noch entfernt ist, nicht in die Augen schauen, das vermittelt die Botschaft „ich will etwas von dir“ und schreckt viele Menschen ab.
  • Wenn die Zielperson etwa 2 Meter entfernt ist, in die Augen schauen und anlächeln. Das überrascht angenehm.
  • Wenn die Zielperson etwa einen Meter entfernt ist, den Flyer hinhalten mit einem, freundlichen „Bitteschööön“ oder „Für Sie“. Das suggeriert „ich gebe dir etwas besonderes, noch dazu gratis“, darauf springen die Menschen gern an.
  • Wird der Flyer genommen, ein artiges „Danke, einen schönen Tag noch“ hinterlässt einen guten Eindruck und macht den Menschen Lust aufs Flyer lesen

Die Zielpersonenorientierung

Obwohl die meisten Flyer für keine spezielle Zielgruppe gestaltet sind und möglichst alle Menschen ansprechen sollen, fällt es manchen Flyerverteiler*innen leichter, sich auf bestimmte Menschentypen zu konzentrieren. Dabei spielt nur die ganz persönliche Einstellung eine Rolle. Manche Frauen sprechen lieber Frauen an, andere bemerken, dass die von ihnen angesprochenen Männer besonders gerne Flyer nehmen. Manche Menschen verteilen lieber Flyer an Menschen ihres Alters oder im Gegenteil. Manche Männer haben das Gefühl beim Flyern eine bessere Connection zu anderen Männern aufzubauen, oder ihr Charme wirkt besonders auf die Damen, die dann gerne einen Flyer mitnehmen. Hier soll es nicht um Sexismus oder (positive) Diskriminierung gehen. Aber wenn mensch in Gruppen flyert, kann es Sinn machen, sich abzusprechen, welche Menschen gezielt von welchen Aktivist*innen angesprochen werden. Welche Personengruppen auf welche/n AktivistIn besonders gut ansprechen, lässt sich meist nur individuell mit etwas Erfahrung herausfinden, aber dann könnt ihr diese „Eigenschaften“ für euch nutzen.

Bitte vermeiden:

Folgendes solltet ihr beim Flyern unbedingt vermeiden:

  • Passant*innen bedrängen. Sorgt immer dafür, dass Abstand zwischen euch und eurem Gesprächspartner ist. Es sollte sich immer nur einE AktivistIn um einE  PassantIn kümmern.
  • Nachlaufen. Des sieht nicht nur lächerlich aus sondern ist auch total sinnlos. Denn wer vorbei geht, hat  schon entschieden, dass der Flyer nicht erwünscht ist.
  • Pöbeln, Zurückpöbeln oder Schimpfen. Wenn ihr angepöbelt werdet, reagiert unbeeindruckt freundlich und lasst euch zu nichts provozieren. Dadurch sammelt ihr dann so nebenbei auch vielfache Sympathien bei den umstehenden Passant*innen.
  • Unfreundlich, herablassend, arrogant sein. Bemüht euch immer, auf eure/n GesprächsparternIn einzugehen, auch wenn die Argumente noch so lächerlich, und die Person noch so unnachgiebig ist. Erstens wissen sie es wahrscheinlich wirklich nicht besser und zweitens wird der Dialog erst seine Wirkung entfallten, wenn Mensch zuhause noch einmal darüber nachdenkt. Während des Gespräches wird  kaum jemand zugeben, dass ihr die durchdachteren Argumente habt. Wenn ihr diesem Menschen in drei Wochen bei der nächsten Flyeraktion wieder begegnet,  werdet ihr vielleicht feststellen, dass er euch in einigen Punkten plötzlich Recht geben wird.
  • Sich oder die Flyer aufdrängen. Wenn jemand nichts wissen will, müsst ihr das akzeptieren. Antwortet mit einem freundlichen „Ok“ oder „Kein Problem“, das erweckt einen positiven Eindruck, und vielleicht nimmt euch die Person beim nächsten mal einen Flyer ab.

Sonstiges:

Sonstige Tipps am Rande:

  • Sammelt weggeworfene Flyer von euch auf. Erstens bekommt ihr dann keinen Ärger mit dem Ordnungsamt, zweitens wirkt es sehr trashig wenn der ganze Gehsteig voll von euren Flyern liegt, und der nächste Passant wird seinen auch eher achtlos wegwerfen, wenn er sieht, wie andere damit verfahren sind!
  • Mensch kann immer ein paar Flyer in der Tasche dabei haben, die mensch spontan jemandem in die Hand drücken kann, z.B. einen Anti-Pelz-Flyer an deine pelztragende Sitznachbarin im Bus.
  • Flyer kann mensch auch super auslegen: In Geschäften, Büchereien, Schulen, Kirchengemeinden, Jugendzentren, Gemeindezentren, Tierheimen, bei Konzerten,  usw.  Überall vorher um Erlaubnis fragen!
  • Zum Schluss möchten wir euch noch einmal auf die Denktanstöße zum Thema Diskussionen aufmerksam machen